wir unter­neh­men — archi­tek­tu­ren der kunst 

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Eröff­nung: Frei­tag, 15. Janu­ar — 19.00 Uhr

Mit einer kur­zen Ein­füh­rung in die gäli­sche Geschich­te und Kul­tur von D. Sutherland.
Dozen­tin für Eng­lisch und Gälisch beim Eng­li­schen Insti­tut Köln und Aca­da­maidh na Gàidhlig sa Ghe­ar­mailt, Bonn.

Bau­stel­le Schau­stel­le e.V. | Bri­git­tastr. 9, 45130 Essen
15.01. bis 14.02.2016 | Öff­nungs­zeit: Mitt­wochs 15.30 — 18.00 Uhr und nach Vereinbarung

Die Bau­stel­le Schau­stel­le e.V. freut sich mit der Aus­stel­lung “wir unter­neh­men — archi­tek­tu­ren der kunst” den Gewin­ner des Kunst­prei­ses 2015 prä­sen­tie­ren zu dür­fen. Timo Krau­se ent­wi­ckelt für den Aus­stel­lungs­raum eine neue Arbeit.

Pres­se­text

„Der eige­nen Zeit gegen­über […] treu zu sein, ein guter Genos­se oder eine gute Genos­sin zu sein, bedeu­tet dabei nicht zuletzt, in das Kon­ti­nu­um der chro­no­lo­gi­schen Zeit gewis­se Dis­kon­ti­nui­tä­ten ein­zu­fü­gen. Mit der Zeit zu sein, kon-tem­po­rär zu sein, heißt, so for­mu­liert es Gior­gio Agam­ben, die Zeit zu spal­ten, Zäsu­ren ein­zu­fü­gen, die sie aller­erst les­bar machen. Denn um den his­to­ri­schen Ort der Gegen­wart zu bestim­men, muss man die Gegen­wart zur Ver­gan­gen­heit in ein Ver­hält­nis set­zen, und zwar so, dass die Gegen­wart durch die­ses Verhältnis
eine Rich­tung, die Rich­tung einer his­to­ri­schen Ent­wick­lung erhält.“1

Timo Krau­se unter­nimmt den Ver­such ein sol­cher Zeit­ge­nos­se zu sein. Ein Genos­se der Zeit, der ihr bei­springt, wenn es schwie­rig ist – wenn sie zu Indif­fe­renz und Bedeu­tungs­lo­sig­keit verkommt.2 In der Kunst und im Leben.

Er arbei­tet mit dem Anspruch, sei­ne Ver­ant­wor­tung als Zeit­ge­nos­se wahr zu neh­men und ihr
nach­zu­kom­men, indem er in stän­di­ger Selbst­be­fra­gung den Ver­such unter­nimmt, nicht ‘bloß’ an der
chro­no­lo­gi­schen Zeit teil­zu­neh­men, son­dern sie zu ver­ste­hen und auf ein Mög­li­ches hin zu öffnen.

Des­halb unter­sucht er wirk­sa­me Kon­zep­te und Ideo­lo­gien der glo­ba­li­sier­ten, digitalisierten,
ästhe­ti­sier­ten und öko­no­mi­sier­ten Gegen­wart und Lebens­welt. Dar­in ent­hal­ten spielt (künstlerische)Arbeit, als ver­ob­jek­ti­vie­ren­de Tätig­keit des mensch­li­chen Geis­tes, eine beson­de­re Rol­le. Zu ihr kehrt er the­ma­tisch immer wie­der zurück, um sowohl ihre struk­tu­rel­len und indi­vi­du­el­len Bedin­gun­gen zu befra­gen, als auch ihren Wert für das mensch­li­che Dasein.

Hier­bei tritt “Arbeit als exis­ten­ti­el­les Phä­no­men her­vor in wel­chem sich die Gemein­schaft, das
indi­vi­du­el­le Bewußt­sein, wie das Ande­re, die ‘Welt’ und ihre prak­ti­zier­ten Geschich­ten bün­deln, sich in akti­vem Mit­ein­an­der her­vor­brin­gen, begeg­nen und transformieren.“3

Die Arbei­ten umfas­sen dadurch all jene Medi­en, und die unter­schied­lichs­ten Mate­ria­li­tä­ten, die die jewei­li­gen Situa­tio­nen und die jewei­li­gen Kon­tex­te bedin­gen. Sie sind inter­me­di­al, objekt­haft, aus Beton oder Holz, digi­tal aus Foto­gra­fie oder Video, und per­for­ma­tiv, aus gemein­sam geschaf­fe­nen Situa­tio­nen und Begeg­nun­gen von Men­schen und mit Men­schen. Als wich­ti­ges Merk­mal könn­te dabei viel­leicht her­aus­ge­stellt wer­den, dass die inter­me­di­al kom­bi­nier­ten Arbei­ten in sich jeweils, die mit den Orten, Situa­tio­nen und Kon­tex­ten ver­bun­den Wert­vor­stel­lung expo­nie­ren, und auf die­se orts­spe­zi­fisch reagieren.

Unter ande­rem durch die “per­for­ma­ti­ven Arte­fak­te”, mobi­li­siert Timo Krau­se dabei in sei­nem Werk
“die ethi­sche und sozia­le Dimen­si­on mate­ri­el­len und imma­te­ri­el­len (Kul­tur) Arbei­tens und stellt zur Dis­po­si­ti­on was wir (an der Kunst) eigent­lich als wert­voll erfahren.”4

Auch in die­ser Arbeit kon­fron­tiert das Arran­ge­ment Timo Krau­ses „uns zum Bei­spiel ganz direkt mit der Fra­ge, wie wir als (Kultur)Schaffende mit unse­rer sozia­len Ver­ant­wor­tung, als Teil einer
fort­schrei­tend durch ästhe­ti­sier­te Indus­tria­li­sie­rung geform­ten und gleich­sam durch ihr Wachstum
bedroh­ten gesell­schaft­li­chen Gemein­schaft, in unse­rem Han­deln umgehen.“5

Wie sind wir in das Rüt­ten­scheid des 21. Jahr­hun­derts gekom­men? Und wel­che Rol­le spielt dabei
jede*r Ein­zel­ne von uns? Gibt es eine Mög­lich­keit, wie wir uns unse­re Zeit aktiv aneig­nen könn­ten d.h. zu-eigen-zu-machen und inten­tio­nal gestal­ten zu kön­nen – auch, oder gera­de, in der
per­ma­nen­ten Bedro­hung des (gemein­sa­men) Scheiterns?

Text: Nadi­ne Schiel
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1 Reben­tisch, Julia­ne (2013): Theo­rien der Gegen­warts­kunst. Junuis, Ham­burg, S.13.
üArt? E‑flux Jour­nal, Ber­lin, S.23–39, hier: S.32, Zit.n.: Reben­tisch, Julia­ne (2013): Theo­rien der Gegenwartskunst.
Juni­us, Ham­burg, S.13.
3 Roos, Mar­tin (2015) : Zu per­for­ma­ti­ven Arte­fak­ten im Schaf­fen von Timo Krause.
Ein­lei­ten­de Wor­te, for­mu­liert für Timo Krau­ses Bewer­bung um den Kunst­preis der Bau­stel­le Schau­stel­le 2015.
4 Vgl. ebd.
5 Ebd.

Mit­schnitt des Vortrags

Aus­stel­lungs­an­sich­ten

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Fotos der Eröffnung

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