Eröffnung am Dienstag. 28.10. um 18 Uhr
Öffnungszeiten
28.10. bis 25.11.2025
jeden Donnerstag 17-19 Uhr

Fall bet­ter // Anna Shpak

 

Da war mein Schlüsselbund. Mein Schlüsselbund, der Zugänge zu Woh­nung, Ate­lier, Lager, Fahr­rad, Auto auf einem Ring bündelt. Wie eine trag­ba­re Kar­te unse­rer indi­vi­du­el­len Orte, die am sel­ben Bund phy­sisch zusam­men­kom­men. Doch der Raum, der dazwi­schen liegt, bleibt erst­mal unsichtbar.
Von die­sem Bild aus suche ich nach Sym­bo­len, die Orte ver­bin­den, ohne selbst Ort zu sein. Sym­bo­le, die gera­de die Ver­bin­dung der Orte in den Fokus stel­len, die sich viel­leicht sogar in den Zwischenräumen selbst befin­den. So wur­de ich auf die ein­ge­web­ten Moti­ve auf den Sitzbezügen während mei­ner täglichen Fahrt von Düsseldorf nach Essen auf­merk­sam, die mich eine gan­ze Wei­le als mein alltäglicher Zwi­schen­raum beglei­te­ten. Die­se Pik­to­gramm-Fami­lie, die sich aus Fabrik, Wel­len, Wind­rad, Ele­fant, Herz, Fuß­ball zusam­men­setzt, tra­gen regio­na­le Erzählungen in sich — bis hin zur Anek­do­te um den Ele­fan­ten Tuf­fi, der 1950 aus der Wup­per­ta­ler Schwe­be­bahn stürzte. Die Moti­ve stif­ten regio­na­le Identität zwi­schen dem Ruhr- und Rhein­ge­biet und blei­ben durch ihre sche­ma­ti­sche Dar­stel­lung zugleich abs­tra­hiert – offen für unter­schied­li­che Lesarten.

Aus die­ser Offen­heit her­aus setzt sich der Arbeits­pro­zess in Gang: Die Pik­to­gram­me lösen sich aus ihrer Funk­ti­on, wech­seln Maß­stab und Mate­ri­al, wer­den gescannt, gesam­melt, ver­ein­zelt, neu kom­bi­niert. Es ent­steht ein Übersetzungsprozess: sche­ma­ti­sche Zei­chen wer­den zu Schlüsselanhängern aus Ple­xi­glas, zu Zei­chen­scha­blo­nen, zu Moti­ven im Sieb­druck, zu Spu­ren, die sich vom Fens­ter aus durch den Raum zie­hen. So ent­zieht die Arbeit den Sitzbezügen ihre Rol­le als Stoffoberflächen und überführt sie in eine ande­re Form räumlicher Ver­bin­dung: als trag­ba­re Mar­ker am Schlüsselbund, als räumliche Spur im Aus­stel­lungs­raum, als Ver­schal­tung der bei­den Bau­stel­le- Schau­stel­le-Stand­or­te (Düsseldorf/ Essen) und als Dia­gramm eines Dazwischen.

Text von: Anna van Baar­sen & Anna Shpak